Schritt für Schritt
Wie male ich ein Aquarellbild
Vorbereitung und Material:
Als Untergrund verwende ich bevorzugt Aquarellpapier in Bögen. Ich befeuchte dieses und spanne es mittels Nassklebeband auf eine beschichtete Pressspanplatte auf. Der Vorteil liegt darin, dass sich das Papier beim Malen nicht verzieht, und ich sehr nass arbeiten kann. Es wellt sich nicht, es bilden sich keine Wasserlacken und ich vermeide daraus entstehende Farbränder. Zum Malen verwende ich gerne Aquarellfarben in Tuben. Diese füllte ich vorab in Näpfchen ab und ließ sie aushärten. Ich arbeite mit Rund- und Flachpinsel aus Marderhaaren in unterschiedlichen Größen. Ansonsten benötige ich noch Maskierflüssigkeit zum Abdecken von Papierflächen. Für die Vorzeichnung benutze ich einen weicheren Bleistift und einen Knetradiergummi. Damit vermeide ich eine Beschädigung der Papieroberfläche.
Schritt 1 - Fotovorlage auswählen:
Ich male meine Bilder gerne nach selbst fotografierten Motiven. Manchmal verwende ich nur Ausschnitte aus verschiedenen Fotografien und setze diese zu einem Bild zusammen.
Meine Schwägerin stellte mir in diesem Fall das Foto zur Verfügung, welches als Vorlage für mein Aquarellbild dient. In die Jahre gekommene Bauwerke faszinieren mich. Sie verlieren ihren besonderen Charme nicht, so wie diese alte, traditionelle Windmühle. Sie liegt romantisch an einem Wasserkanal eingebettet in die zauberhafte Landschaft von Holland.
Ich möchte das Bild eine Spur lebendiger gestalten. Statt dem eher eintönigen, nieselgrauen Hintergrund, gestalte ich den Himmel mit Wolken und einem heiteren Sonnenaufgang. Der diagonal verlaufende Wasserkanal führt den Blick optimal direkt in das Bild hinein. Um die Tiefenwirkung des Bildes zusätzlich zu verstärken, ergänze ich noch einige höhere Schilfhalme rechts im Vordergrund.
Schritt 2 - Vorzeichnung erstellen:
Als erstes zeichne ich das Motiv mit dem Bleistift (HB) auf dem Aquarellpapier vor. Meine zeichnerischen und malerischen Fertigkeiten sammelte ich zum Teil aus diversen Büchern. Jede Menge Tipps und Tricks finden sich beispielsweise in der Zeitschrift „ Freude am Zeichnen & Malen “ . Mit diesen Leselektüren konnte ich mein künstlerisches Wissen erweitern, eigene Techniken perfektionieren und neue ausprobieren.
Schritt 3 - Maskierung:
Ich decke weiß bleibende Flächen und Flächen, die später mit Farbe bemalt werden, mit Maskierflüssigkeit ab. Ein ungewollter Farbauftrag im Bereich der abgedeckten Flächen wird verhindert. Bei diesem Motiv sind das die Schilfhalme rechts im Vordergrund. Ebenso das Schilf, welches den Hintergrund begrenzt sowie der Umriss der Windmühle. Erst in einem späteren Arbeitsgang werden diese Teile ausgearbeitet. Dann schütze ich noch die weiß bleibenden Wasserspiegelungen im Schilfbereich. Wenn die Maskierung trocken ist, beginne ich mit dem Farbauftrag.
Schritt 4.1. - Himmel:
Den Himmel lege ich als Lavierung in „Nass in Nass-Technik“ an:
Ich befeuchte mit einem breiten Flachpinsel den Himmel mit klarem Wasser. Das Aquarellpapier halte ich leicht schräg aufgestellt. Durch die Neigung ergibt sich ein gleichmäßiger Farbverlauf. Mit dem Flachpinsel nehme ich vorab gemischte blaue Farbe auf. Ich ziehe den Pinsel von links oben nach rechts oben über das Papier. Gleich darauf ziehe ich den Pinsel von rechts oben nach links oben knapp unterhalb des ersten Farbauftrages zurück. Dabei überlappt der Pinsel leicht den ersten Farbauftrag.
Ich wasche den Pinsel aus und wiederhole den Vorgang noch einmal mit einem helleren Blauton unterhalb des zweiten Farbauftrages. Auch dieser wird leicht überlappend ausgeführt. Ohne Pause wiederhole ich das Ganze noch einmal in einem hellen Orangeton. Das Ergebnis ist ein gleichmäßiger, schön verlaufender Himmel von dunklem Blau über helles Blau bis zu hellem Orange.
Schritt 4.2. - Wolken:
Aus dem nassen Farbauftrag tupfe ich mit einem zerknüllten Papiertaschentuch die vorderen, nahen Wolken heraus. Es kommt das Papierweiß zum Vorschein. Die weiter entfernten Wolkenbänder wische ich ebenfalls mit dem Papiertaschentuch waagrecht heraus. Ebenso entferne ich die Farbe aus der aufgehenden Sonne in der orangefarbigen Fläche. Zum Schluss male ich noch mit dem Pinsel an der Unterseite der Wolken einen orangefarbigen Schimmer und lasse alles trocknen.
Schritt 5 - Wasser:
So wie ich zuvor den Himmel anlegte, male ich das Wasser als Lavierung in „Nass in Nass-Technik“. Ich stelle das Bild auf den Kopf und arbeite von oben nach unten. Ansonsten wiederhole ich die gleiche Vorgehensweise wie beim Himmel. Zuerst feuchte ich die Fläche an und halte das Aquarellpapier schräg aufgestellt. Dann lege ich im Vordergrund einen überlappenden Farbauftrag mit einer Farbe in Blau an. Dieser geht in ein helleres Blau über und läuft nach hinten in einem hellen Orange aus. Um helle Wasserspiegelungen zu erhalten, hebe ich mit dem angefeuchteten Flachpinsel die Farbe aus dem noch nassen Farbauftrag ab. Dabei ziehe ich mit dem Pinsel ein paar waagrechte Linien. Ab und zu setze ich noch horizontale, dunklere, blaugraue Linien in das Wasser. Mit der gleichen Farbe schattiere ich das Wasser in den Schilfbereichen.
Schritt 6 - Bäume:
Die Bäume im Hintergrund setze ich lasierend über die Himmelfläche. Mit unterschiedlichen Grün- und Grünblautönen male ich die Baumgruppe links hinter der Windmühle. Dabei kommt es zu unregelmäßigen Ausblühungen, die gewünscht sind. Der Lasurauftrag des entfernt liegen Waldes erfolgt in helleren Grünblautönen, um die Tiefenwirkung des Bildes zu erhöhen. Durch die Lasur schimmert der orangefarbene Himmel leicht durch die Bäume.
Schritt 7 - Ausarbeitung der Bäume:
Ich arbeite die Baumgruppe links genauer aus und diese rückt damit optisch in den Vordergrund. Mit unterschiedlichen, dunklen Grüntönen setze ich Schatten in die Baumkronen und unteren Bereichen der Bäume. Dies gibt den Bäumen mehr Volumen und Struktur. Zum Schluss wasche ich noch ein paar Äste mit dem feuchten Pinsel heraus.
Schritt 8 - Schilfgürtel maskieren:
Bevor ich mit dem Farbauftrag des Schilfes beginne, maskiere ich noch einzelne Schilfhalme mit der Maskierflüssigkeit.
Schritt 9 - Schilfgürtel Farbe auftragen:
In einem ersten Farbauftrag lege ich den Schilfgürtel aus unterschiedlich hellen und dunklen Grüntönen an. Die Licht- und Schattenbereiche werden jetzt grob angedeutet. In einem weiteren Arbeitsgang lege ich mit schlichten Strichen die Wuchsrichtung der Schilfhalme fest.
Auf der Wasserfläche verstärke ich die Schattenbereiche und Wasserspiegelungen von dem Schilf mit mehreren Lasuren aus hellen und dunklen Grüntönen.
Schritt 10 - Ausarbeitung des Schilfgürtels:
Nun arbeite ich den Schilfgürtel detailliert aus. In mehreren Farbaufträgen werden die einzelnen Schilfhalme mit unterschiedlich, hellen und dunklen Grüntönen aufgebaut und geformt. Einzelne Halme wasche ich mit dem feuchten Pinsel fein und heller heraus. Schließlich entferne ich die Maskierflüssigkeit und überarbeite die freigelegten, weißen Flächen der Schilfhalme zum letzten Mal.
Schritt 11 - Ausarbeitung der Schilfhalme im Vordergrund:
Als Nächstes male ich die einzelnen Schilfhalme rechts unten im Bild. Ich färbe zuerst alle Halme in einem hellen Grün ein. Stellenweise lasse ich an den Blatträndern einen Hauch vom weißen Papier als Lichtreflexion stehen. Wenn die Farbe trocken ist, lasiere ich Schatten in einem dunklen Grün auf Blätter und Stängel.
Schritt 12 - Windmühle:
Zu guter Letzt fehlt noch die Windmühle im Bild. Ich maskiere die Holzkonstruktion und die Fensterrahmen, welche weiß bleibt. Für das Windmühlengebäude verwende ich braune Erdtöne. Ich beginne mit den hellen Farben und betone die runde Form des Körpers durch dunklere Schattierungen. Diese lege ich lasierend auf die trockenen, hellen Schichten. Die sonnenbeschienene Seite erhält einen leichten, orangen Schimmer. Schatten infolge der Gebäudevorsprünge stelle ich in einem dunklen Ton dar. Abschließend deute ich die grobstrukturierte Oberfläche des Windmühlen-Gebäudes an. Ich tauche den fast trockenen Flachpinsel in Farbe und ziehe mit wenig Druck über die trockene Papieroberfläche.
Schritt 13 - Komplettierung der Windmühle:
Ich entferne die Maskierflüssigkeit und vervollständige die Windmühle im Detail. Mit dem kleinen Flachpinsel ergänze ich noch die Fensteröffnungen. Ich verwende eine Mischung aus einem Blau- und einem Braunton. Das ergibt eine lebendige, dunkle Farbe. Ich setze der gleichen Mischung viel Wasser zu. Durch die Verdünnung hellt die Farbe stark auf und eignet sich für das Malen der Schatten der weißen Holzverstrebungen.
Schritt 14 - Flügel der Windmühle:
Zum Abschluss zeichne ich die Flügel des Windrades mit dem kleinen Rundpinsel ein. Ich verwende die gleiche Farbmischung wie bei den Fenstern.
Das fertige Aquarellbild:
Für das fertige Bild wähle ich ein Passepartout in dunklem Blau. Es harmoniert mit den Farben des Bildes und präsentiert das Bild im passenden Rahmen.
In meiner Galerie finden Sie noch weitere Bilder von mir zum Betrachten. Ich male nicht nur in der Technik Aquarell, sondern fertige auch Bilder in Pastell, Gouache und Bleistift/Kohle an. Viel Spaß beim durchstöbern!